Da kommt sie, meine Welle. Ein Blick über die Schulter. It’s yours, Anto! ruft der Surflehrer. Ich paddle, paddle, paddle. Stehe auf. Und surfe. Sie ist nicht groß, nicht spektakulär, eine gemächliche Welle, die mich sanft in Richtung Strand trägt. Riesig ist hingegen das Gefühl, das ich in jeder Zelle meines Körpers spüre. Unbändigste Freude, tiefe Verbundenheit mit Mutter Erde und dem Wasser, Dankbarkeit und das Gefühl, alles schaffen zu können. Es ist ein Moment, der alles in mir verändert. Und meinem Leben eine neue Richtung gibt. Der Moment, in dem mir klar wird, dass ich es in der Hand, im Herzen, im Becken habe, wie mein Leben läuft und meine Zukunft sein wird. Und der Moment, der dafür verantwortlich zeichnet, dass Visionen ein Teil der wortwunderwelt sind.
Das war nicht immer so. Es ist ziemlich genau ein Jahr und acht Monate her. Die Tür schlägt hinter mir zu. Die Beine zittern. Der Bauch krampft. Wackeligen Schrittes gehe ich Richtung Innenstadt. Der Blick verschleiert. Eine Träne kullert über die Wange. Eine zweite. Das kann doch nicht sein. Nicht dieses eine Wort. Bitte nicht. Ich bleibe stehen. Vor diesem Kinoplakat. James Bond. Keine Zeit zu sterben. Ich lese die Buchstaben. Und merke, wie sich in mir etwas zu verändern beginnt. Eine Urkraft, die sich zu einem immer größer werdenden, goldenen Ball sammelt. Ich schließe die Augen. Und da ist dieses Bild. Wie ein goldener Blitz vor meinem inneren Auge. Ich und das Meer. Ein Surfbrett. Eine Welle. Ich surfe. Auf meiner Vision. Sie trägt mich durch Tage, Wochen, Monate der Therapie und Genesung. Und sie ist der Anfang von etwas, das mein Leben nachhaltig verändert hat und jeden Tag aufs Neue verändert. Ein Jahr später reite ich meine erste Welle.
Ich hänge den Surfanzug zum Trocknen auf und beginne zu visualisieren. Zu evaluieren. Was will ich wirklich? Wie soll mein Leben aussehen? Was wünsche ich mir? Was sind echte Herzenswünsche und was entspringt nur dem anerkennungssüchtigen Ego? Wozu bin ich hier? Immer dieses Gefühl der ersten Welle in mir. Und das Wissen: Es ist möglich. Ich bin die Schöpferin meines Lebens. Ich kann vollständig gesund sein. Ich kann meinen Traumjob machen. Ich kann reisen. Meine Konten können gut gefüllt sein. Ich kann eine liebevolle Beziehung leben. Ich kann Ruhe finden. Ich kann Berge besteigen. Und ich hab auch die Kraft, auf dem Weg durch Täler zu gehen. Ich kann und darf mein Traumleben kreiieren – meine Beziehungen, meinen Job, meine Freizeit, mein Zuhause, mein Inneres so gestalten, wie ich es mir wünsche. Weil ich es wert bin. Minimum 90 Sekunden braucht es, um ein Visionsbild zu manifestieren. 90 Sekunden täglich, in denen ich ein Bild vor meinem inneren Auge entstehen lasse und mit allen Sinne darin eintauche. Der Schlüssel: Lass die Situation lebendig werden, fühle, rieche, schmecke, höre sie… Es kann sein, dass Widerstände auftauchen, es irgendwo im Körper zwickt, du Angst verspürst. Fühle es, fühl dich durch und bleib dran. Und ja, es gibt Tage, da hab ich sowas von gar keine Lust. Dann pausiere ich, weil der Schlüssel fehlt: das gute Gefühl. Und mache morgen weiter.
Ich war immer ein Collagen-Muffel. Hab lieber fünf Seiten geschrieben als Bilder auszuschnippeln und mit Uhustick zu beschmieren. Man darf sich ändern. Worte sind stark. Bilder auch. Beide zusammen sind ein richtig gutes Team. Mach dir ein Visionboard, motivierte mich meine Coachin. Na geh, meckerte mein Schweinehund. Ich schickte ihn in die Wüste, holte mir einen Stapel ausgelesener Flow Magazine, klaute Fräulein Tochter Bastelschere und Kleber und legte los. Am besten klappt es, wenn ich mein Board in Bereiche unterteile wie z.B. Gesundheit, Finanzen, Job, Familie, Beziehung, Spiritualität/innere Entwicklung, Freizeit… So hat das Ding Struktur und ich krieg den Fokus auch hin, wenn ich nur im Vorbeigehen einen schnellen Blick drauf werfe. Die Themenbereiche sind bei mir eher individuell, so wie es für mich stimmig ist und welche Bereiche für mich zum jeweiligen Zeitpunkt wesentlich sind. Zwischen den Bildern: motivierende Glaubenssätze, Worte, Headlines, die den Bildern zusätzlich Kraft verleihen. Wenn du eine genaue Anleitung gerne hast, schau im Blog von Laura Malina Seiler vorbei. Da gibt’s ganz viele Infos, wie du dein Visionboard so gestaltest, dass es auch wirklich kraftvoll ist.
Ein herrlicher Zeitpunkt für ein Visionboard ist übrigens der Jahresbeginn. Wir haben den 10. Jänner. Ich hol dann mal Schere und Kleber, Reisekataloge und die Flowmagazine, starte Photoshop und beginne, mir mein 2022 zu kreiieren. Ein Familienboard fürs neue Jahr gibt’s schon. Jetzt bin ich dran. It’s yours, Anto 🙂 HAPPY NEW YEAR!